Wenn du denkst, du kannst nicht zeichnen, weil dir das „Talent“ fehlt, bist du nicht allein. Viele Menschen glauben, dass Zeichnen ein angeborenes Genie erfordert – ein seltenes Geschenk, das nur wenigen in die Wiege gelegt wurde. Aber ist das wirklich so?
Vielleicht hast du auch schon mal von etablierten Künstlern gehört, dass sie regelrecht sauer sind, wenn sie hören, dass man ihnen ein großes „Talent“ bescheinigt. Dabei war es doch als Kompliment gedacht. Und wenn wir dieses Kompliment machen, dann wollen wir damit ja unsere Bewunderung ausdrücken und nicht aussagen, dass der Person alles in die Wiege gelegt wurde. Zeit, sich dieser Frage einmal zu widmen.
Talent oder Training – was steckt dahinter?
Zugegeben: Manche Menschen scheinen schon als Kinder mit einem besonderen Gespür für Linien, Formen oder Proportionen ausgestattet zu sein. Doch fast alle Künstler, die wirklich gut zeichnen können, sagen dir das Gleiche: Talent ist überschätzt. Was zählt, ist Übung.
Und das sagen sie oft mit einer gewissen Wut – aus gutem Grund. Denn wer behauptet, ihr Können sei „angeboren“, spricht ihnen jahrelange Mühe, Frust und Durchhaltevermögen ab. Zeichnen ist wie ein Muskel: Wer ihn regelmäßig trainiert, wird besser.
Warum wir „Talent“ so gerne glauben
Der Glaube an Talent ist bequem. Er entschuldigt, warum man selbst nicht so gut ist („Ich kann das halt nicht“) – und stellt andere auf ein Podest. Aber: Es ist ein Mythos. Viel entscheidender sind Dinge wie:
- Regelmäßiges Üben
- Beobachtungsgabe
- Geduld mit sich selbst
- Spaß am Prozess, nicht nur am Ergebnis
Was du stattdessen brauchst
Du brauchst keine Kunsthochschule, kein superteures Equipment – nur Zeit und Neugier. Vielleicht wirst du nie wie Leonardo da Vinci zeichnen, aber das ist auch gar nicht das Ziel. Du kannst:
- Freude an deinem Fortschritt haben
- deinen eigenen Stil entwickeln
- Motive umsetzen, die dich persönlich ansprechen
- mit einfachen Mitteln tolle Effekte erzielen
Ein paar Beispiele, wie man wirklich besser wird:
- Zeichne regelmäßig, aber ohne Druck – lieber täglich 10 Minuten als einmal im Monat 4 Stunden.
- Nutze einfache Motive wie Obst, Tassen, Pflanzen oder deine Hand.
- Kopiere Werke von anderen, um ein Gefühl für Linienführung und Proportionen zu bekommen.
- Vergleiche alte und neue Zeichnungen – so siehst du deinen Fortschritt.
- Hol dir Feedback (aber nur von Leuten, die dich ernst nehmen, nicht niedermachen).
Leistungsdruck und Vergleiche
Wir kennen es alle, der stetige Vergleich mit anderen lähmt uns. Wenn auch noch Noten dazukommen, wie im Kunstunterricht in der Schule – dann tötet das oft jede Kreativität, aber Kunst lebt von Kreativität!
Schlechte Lehrer können enorm viel versauen, indem sie ihren Schülern einreden, sie hätten kein Talent oder eben andere im Vergleich zu ihnen über den grünen Klee loben. Viele meinen, diese Einordnung in der Schule gelte für das ganze Leben, tut sie aber nicht! Glaube nicht alles, was eine andere Person über dich urteilt!
Es gibt viele erfolgreiche Künstler/Zeichner, die von ihren Lehrern in der Schule total unterschätzt wurden.
Das Wichtigste und Entscheidenste: Der Spaß an der Sache! Wenn du irgendwie Lust auf Zeichnen und Malen hast, dann möchtest du damit mehr Zeit verbringen und wirst automatisch besser. Vielleicht ist das das Geheimnis?
Aber klar, die tollen Künstler haben oft auch ihren ureigenen Stil, der die Welt erstaunt und bezaubert – und genau das ist es auch, was sie dann erfolgreich macht. Also vernachlässige bei deinem Streben nach Perfektion nicht, die Suche nach deinem ureigenen Stil.