Heute stellen wir euch diesen Bildband von Kunstfotograf Antony Zacharias, erschienen im Midas Verlag, vor. Ein Buch für Kunstfans allgemein und für Einsteiger sowie Profis im Bereich Fotografie.
Vorab sei gesagt, es geht in diesem Fotografiewerk nicht um technische Details, sondern um Bildkomposition im Bereich minimalistische Fotografie. Das Buch schärft die Augen des Betrachters und stellt Stilelemente vor, die man sofort umsetzen kann.
Es gehört zur Reihe „BIG SHOTS!“ zum Thema Fotografie: Midas Buchpaket »Fotografie« – Midas Verlag AG

Für wen eignet sich das Buch?
Eigentlich für jeden, der auch gerne fotografiert – also für so gut wie jeden von uns, der/die mit dem Handy fotografiert und ein bisschen mehr Skills erwerben will oder einfach mehr aus Schnappschüssen machen will.
Natürlich richtet es sich in erster Linie an fortgeschrittene Hobbyfotografen und professionelle Fotografen, da es das Stilelement Minimalismus ausführlich beleuchtet, mit zahlreichen Fotografien bekannter Künstler.

Warum diese Rezension hier in einem Mal- und Zeichenblog?
Ganz einfach: Das Thema Bildkomposition geht alle Künstler etwas an, ob man sein Bild nun mit Stift und Pinsel komponiert oder mit der Kameralinse. Das Endergebnis sind Bilder, die eine starke Aussagekraft haben und die sich auf dem ersten Blick von Alltagsfotografie unterscheiden.
Oft fragen wir uns, was die Kraft eines Bildes denn eigentlich ausmacht und als Laie versteht man nicht, dass es sehr viel mit Bildkomposition zu tun hat. Und diese Feinheiten, Tricks und Details werden intensiv im Bildband „Big Shots!“ besprochen und zwar sehr anschaulich, anhand der zahlreichen Kunstfotografien von international bekannten Fotografen wie Berenice Abbott, Marta Bevacqua, Philippe Halsmann, Horst P. Horst, Michael Kenna, Hiroshi Sugimoto oder Imogen Cunningham.
Nach der Lektüre des Buches kann man wirklich sagen: Jetzt hat man enorm etwas über Bildkomposition gelernt und kann dies auf Fotografien oder Zeichnungen und Malereien gleichermaßen anwenden!

Den Blick schärfen
Kunstfotografie ist ein Genre für sich, mit dem nicht jeder etwas anfangen kann. Gerade bei Ausstellungen fehlt Besuchern, die nicht vom Fach sind, oft der Bezug und sie stehen etwas ratlos herum.
Auch deshalb ist es hilfreich, einmal solch ein Buch zu lesen, es führt nämlich fast spielerisch Laien an dieses faszinierende Kunstgenre heran. Fotografien kennt jeder, fotografieren kann scheinbar jeder – aber nicht viele verstehen Kunstfotografie oder können sie selbst produzieren.
Antony Zacharias zeigt uns in seinen Bildanalysen, worin der Zauber der Wirkung dieser Kunstfotografien liegt. Zwar werden für das Endergebnis einige technische Kniffe angewendet, wie die Belichtung verändern, Blende oder den ISO-Wert, aber eigentlich kommt es mehr darauf an zu entscheiden, was auf das Foto soll und was nicht. Minimalismus ist ja die Kunst des Weglassens.
Als erstes stellt ein Fotograf fest, dass er vor einem interessanten Objekt, vor einer tollen Landschaft, einem Motiv steht. Und ja, genau dafür fehlt einem Laien schon mal der Blick: Wir gehen meist achtlos an interessanter Architektur, skurrilen Bäumen oder ungewöhnlichen Szenerien vorbei.
Ein Fotograf hat gelernt, seinen Blick für das Wesentlich zu schärfen und ihn auch gezielt dort hin zu lenken. Wenn man nur eines aus diesem Buch lernt, dann ist es genau dieser Punkt!
Manchmal bestehen die Motive in der Kunstfotografie nur aus riesigen Gebäuden in markanter Form, aus scharfkantigen Umrissen am Himmel, aus Licht- und Schattenspiel und zufälligen Szenen.

Doch auch wenn man als Anfänger durchaus schon mal den Blick für solch ein Motiv hat, so fehlen einem noch ein paar Schritte hin zur Kunstfotografie.
Antony Zacharias macht kein Geheimnis aus diesen Schritten und hilft dem Leser jedes der Werke in diesem Buch zu verstehen und hilft die Bildkomposition sowie die Intention des Fotografens nachzuvollziehen.
Ist das Buch faszinierend und interessant oder zu theoretisch?
Es ist auf jeden Fall faszinierend! Jetzt mal völlig unabhängig davon, ob man etwas lernen will über Fotografie oder Bildkomposition, ist das Buch einfach eine interessante Lektüre und ein kleiner Urlaub vom Alltag. Denn die Fotografien namhafter Künstler schaffen es wirklich den Betrachter in den Bann zu ziehen. Und das gilt für jedes abgebildete Werk, so verschieden sie auch sind.
Die Wirkungen, die erzielt werden sollen – nämlich Innehalten, Achtsamkeit, Meditation, Entschleunigung, Fokussierung und Perspektivenwechsel – ist offensichtlich.
Dem Autor ist es auch sehr wichtig zu betonen, welchen Stellenwert diese minimalistische Fotografie in der heutigen Zeit der Reizüberflutung hat.
Leere, große Flächen, Kontraste von Formen und Farben, optische Gegensätze, Bilddynamik und imposante Landschaften – sie halten unseren Blick fest, erstaunen uns und ziehen uns quasi ins Bild, weg von Alltagsthemen und dem ewigen Gedankenkarussell im Kopf.
Tatsächlich ist die reine Betrachtung dieser Fotografien schon sehr entspannend und animierend. Auch ganz ohne die Texte geben sie dem Leser etwas und das ist schwer zu erklären: Es sind Motive, über die man im Alltag nur den Bruchteil einer Sekunde „stolpern“ würde und dann wäre man schon daran vorbei gehechtet.
Als Fotografie festgehalten, zeigen sie uns die Schönheit des Augenblicks, das Skurrile, das Tiefgründige.
Die Texte – anspruchsvoll – aber leicht verständlich
Die Art und Weise wie in einem Kunstbuch formuliert wird, macht die Wirkung aus und entscheidet darüber, ob das Buch beliebt wird oder nicht. Hier haben wir ein Buch, das schön ins Detail der Bildkomposition geht, aber sozusagen „barrierearm“ formuliert ist.

Das heißt, die Texte sind ansprechend und leicht verständlich formuliert, gehen aber trotzdem in die Tiefe. Das ist nicht selbstverständlich, denn Kunstbücher können auch schnell ins Akademische abrutschen, was für Laien und Einsteiger dann ermüdend ist und das Interesse an einem Thema schnell abflauen lässt.
Diese Texte aber sind wirklich sehr angenehm zu lesen und man liest gerne alle Texte zu den Bildern, was absolut nicht selbstverständlich ist! Man möchte wirklich wissen, was der Autor zu allen Bildern zu sagen hat und wie er die Bildkomposition analysiert.
Dazu muss man sagen, dass man das Buch keineswegs von vorne bis hinten durchlesen muss oder sollte – nein – man kann sich auch einzelne Bilder herauspicken, die man besonders interessant findet und mit den Texten dazu starten.
Minimalismus in der Fotografie
Groß erklären muss man das Thema Minimalismus eigentlich nicht mehr. Jeder kann sich darunter inzwischen etwas vorstellen. Klar ist, dass minimalistische Fotografie reduziert arbeitet und die Bilder natürlich nicht überladen sind, sondern es geht fokussiert meist um ein bestimmtes Objekt als Motiv.
Exemplarisches Beispiel aus dem Buch: Die Fotografie eines Farnblattes mit seinen zackigen Formen auf schwarzem Hintergrund – mehr braucht es nicht um ein faszinierendes Foto zu zaubern. Klingt banal, oder? Aber dieses Foto schafft es, dass man vielleicht zum ersten Mal so richtig darüber nachdenkt, wie schön und interessant so ein Farnblatt geformt ist, wie gleichmäßig, mathematisch und doch auch ästhetisch abgerundet.
Ein weiteres tolles Motiv ist ein kleiner bunter Coca-Cola-Selbstbedienungsautomat inmitten einer einsamen verschneiten Landschaft in Japan. Er leuchtet in die blaue Nacht, steht für Leben und Zivilisation – als absolutem Kontrast zur Stille und Einsamkeit der Schneelandschaft.

Solche Fotografien alleine beschäftigen schon unser Gemüt. Hier in diesem Bildband haben wir aber jetzt noch eine treffende Analyse der Fotografie dabei, was die Bilder noch faszinierender macht.
Antony Zacharias
BIG SHOTS! Minimal – Das Wesentliche fotografieren
144 Seiten, Paperback, Euro (D) 25 | Euro (A) 25.70 | CHF 33
ISBN 978-3-03876-329-1 (Midas Collection)
Über den Autoren:
Startseite – Antony Zacharias
Home – AntonyZ Photography Photographer, author, speaker and artist
Antony Zacharias ist ein britischer Fotograf, Autor, Tutor und Redner mit Sitz in London, der sich auf Langzeitbelichtungen, Architektur-, Nacht-, Stadt- und Reiseaufnahmen spezialisiert hat.
In seiner künstlerischen Arbeit kombiniert er technische Präzision mit gestalterischem Feingefühl: Durch lange Belichtungszeiten fängt er fließende Bewegungen, Lichtspuren und Zeitdynamiken ein, wodurch seine Bilder oft eine sehr ruhige, fast meditative Qualität besitzen.
Zacharias ist nicht nur als Fotograf aktiv, sondern auch leidenschaftlicher Lehrender: Er hält Vorträge, leitet Fotokurse und schreibt Bücher – darunter „Mastering Long Exposure Photography“ sowie den Leitfaden „The Minimalist Photographer: 50 Techniques for Capturing Beauty in Simplicity“.
Seine Veröffentlichungen geben einen klaren Einblick in seine gestalterische Philosophie: In „BIG SHOTS! Minimal – Das Wesentliche fotografieren“ plädiert er dafür, durch Reduktion und bewussten Einsatz von Leere starke, ausdrucksstarke Bilder zu schaffen. Umgekehrt beschäftigt sich sein kommendes Buch „BIG SHOTS! Maximal – Mehr ist mehr“ damit, wie man Fülle, Überlagerung und visuelle Komplexität gezielt als Gestaltungsmittel nutzt.
Er ist Markenbotschafter für Hoya (Filter) und BenQ (Monitore), was seinen Ruf in der fotografischen Community weiter stärkt.
Außerdem wurde er 2021 als Finalist bei den renommierten Hasselblad Masters im Bereich Architektur ausgezeichnet. Seine Arbeit wurde unter anderem von namhaften Medien wie der BBC, dem Guardian oder der Times veröffentlicht.
