Visualisieren statt stupides Lernen! So lautet im Grunde das Motto von Mägi Brändle, der Autorin dieses Skizzen- und Lerntagebuchs. Mägi nimmt uns die Hemmung, mal mit Stift und Blatt zu lernen, statt brav Texte, Bilder und Infografiken zu studieren.
Sie ist eine Verfechterin des visuellen Lernens. Und wer bisher meinte, das wäre nichts für einen, man wäre nicht der Typ dafür, der sollte mal einen Blick in dieses Buch riskieren. Denn Mägi zeigt auch nicht geübten Zeichnern und Kritzlern, wie es geht.
Skizzieren bedeutet nicht detailgetreues Zeichnen, aber auch keine hohe Comic-Kunst oder tolle Doodles. Es gehört eigentlich kein Talent dazu und auch nicht viel Zeit um es zu lernen. Viel eher ist es ein bestimmter Ansatz, wie wir mit diesem Buch erfahren.
Skizzieren, um zu lernen oder seine Inhalte zu strukturieren, geschieht, indem wir Gegenstände oder Symbole visuell in seine Bestandteile zerlegen. Mägi demonstriert das anhand einer gemalten Glühbirne, die sie grob in seine Einzelteile zerlegt. Die Form des Glases, der Glühdraht, die Drehwindung und den Kontakt – schon hat man eine Glühbirne gemalt, die man als Symbol für seine Skizzen gebrauchen kann.
Mit Skizzen to-do-Listen erledigen, lernen und brainstormings kreieren
Sehr viele von uns, eher die meisten sind es gar nicht gewohnt, beim geistigen Arbeiten mit kleinen Zeichen und Zeichnungen zu arbeiten. Dabei sind sie nicht nur spielerisch, sondern sie helfen dem Gehirn bei der Arbeit, denn das Gehirn liebt Bilder.
Durch die kleinen Zeichnungen kann das Gehirn den Inhalt nicht nur besser aufnehmen und behalten, es kann auch neue Verbindungen zu bestehenden Inhalten verknüpfen. All das ist für viele von uns Neuland, haben wir das in der Schule doch meist nicht so gemacht und gedurft. War es nicht unerwünscht, wenn man als Schüler seine Lehrbücher vollgekritzelt hat?
Schule und Studium wären so viel leichter, wenn wir das, was wir gerade an Lehrstoff aufnehmen sollen, gleich in kleine Skizzen verwandeln würden. Aber das erscheint uns meist kindisch, zu verspielt und als Zeitverschwendung. Lieber quält man sich mit Textblöcken und Vokabeln ab.
Aber nicht nur diese „Erziehung“, dass Lernen eben keinen Spaß macht, nicht spielerisch ist und nichts mit Malen und Zeichnen zu tun hat, bremst uns auch. Auch die Meinung, dass man entweder was Schönes oder Cooles zeichnet oder gar nichts.
Genau das ist falsch! Zum Lernen und Gedanken oder Inhalte strukturieren, braucht es keine schönen, detailgetreuen Zeichnungen – das lehrt uns dieses Buch. Es braucht keinen Zeichner oder Maler, sondern nur den Menschen, der seinem Gehirn den leichtesten Weg machen möchte.
Es reicht bzw. ist sogar sinnvoll, die Skizzen und Symbole einfach zu halten. Ein paar Striche – fertig. Wer aber noch nie Strichmännchen gezeichnet hat oder Pfeile in allen Variationen oder ein Auge, wird diese Aufgabe als Arbeit und anstrengend empfinden.
Daher ist der Ansatz von Mägi so wertvoll – Dinge wahrnehmen und in die einzelnen schnell erfassbaren Bestandteile zerteilen, diese skizzieren mit wenigen Strichen, verbinden, fertig ist das Symbol.
Zahlreiche Vorlagen wie emojis
Damit wir uns dabei nicht zu sehr anstrengen müssen, liefert sie uns hinten im Buch in der Klappe gleich drei Seiten gezeichnete Symbole, im Grunde wie emojis, nur viel einfacher gezeichnet. Diese können wir als Vorlage verwenden.
Tatsächlich geht einem schnell die Fantasie aus, wenn man noch nie so visuell gearbeitet hat und mit Symbolen gearbeitet, daher ist es wirklich hilfeich, dass Mägi viele Vorlagen liefert, etwa Pfeile in allen möglichen Varianten.
Probiert es einmal aus und malt neben einen Text oder zu einem Text, den ihr lernen oder einfach nur lesen wollt, ein paar Symbole, die den Inhalt visualisieren! Ihr werdet erstaunt feststellen, dass ihr euch an den Inhalt des Textes viel besser erinnern könnt, als Texte, die ihr einfach nur gelesen habt.
Denn das Gehirn arbeitet von der Hand in den Kopf. Daher schreibt man sich beim Lernen ja viel selbst mit der Hand auf – aber es ist noch viel effektiver das zu Lernende mit den Händen in Bilder zu verwandeln, so weit das möglich ist. Male dir zum Beispiel eigene Zeitstrahle, wenn du Historisches lernen willst.
Arbeite beim Vokabeln Lernen mit selbst gezeichneten Bildern. Wer einmal angefangen hat mit dem Visualisieren beim Lernen, wird ständig neue Möglichkeiten finden. Und der Kopf wird viel klarer und fokussierter.
Visualisierung bei Gedankenkarussels, Problemen und der Ideenfindung
Der Ansatz von Mägi Brändle kann auf viele Bereiche des Lebens ausgeweitet werden. Viele von uns leiden aufgrund der Reizüberflutung unter einem ständigen Gedankenkarussel. Auch wenn wir Probleme haben, können wir nicht abschalten.
Ebenso, wenn man neue Ideen, kreative Visionen braucht, ist das Gehirn oft blockiert. Bei all diesen Bereichen hilft es enorm mit eigenen Visualisierungen zu arbeiten.
Das tägliche Gedankenkarussel aus Sorgen und Pflichten lässt sich leichter abschalten, wenn wir die Gedanken und Aufgaben in einem Notizbuch visuell festhalten. Probleme kann man leichter lösen, wenn man sie visuell festhält und so analysiert.
Natürlich hilft das Skizzen erstellen auch bei der kreativen Ideenfindung für neue Projekte, Kampagnen, Produkte.
Für wen ist das Buch geeignet?
Man sollte es jedem Schulkind in die Hand drücken, das die Texte schon verstehen kann, also ca. ab 9 Jahren. Das Buch hilft enorm beim Lernen und erleichtert Kindern, die sich schwer konzentrieren können, sich mit dem Schulstoff anzufreunden.
Darüber hinaus ist es einfach auch für jeden Erwachsenen geeignet, natürlich besonders für die, die noch in der Ausbildung und Studium sind, aber auch alle, die sich weiterbilden und immer wieder neue Inhalte sich aneignen müssen oder wollen.
Aber es ist auch für alle anderen geeignet, hilft es doch, die eigenen Gedanken zu strukturieren und Probleme zu lösen. Nur wer ohnehin schon mit Zeichnungen, Symbolen und viel Visualisierungen lernt, lebt und arbeitet – braucht es nicht.
Das Buch beinhaltet Vorschlägen, Anleitungen und auch viele weiße Blätter für die eigenen Zeichnungen. Es ist insgesamt eine schöne Vorlage, wie man ein Skizzenbuch gestalten kann.
Über Mägi Brändle
Die Schweizerin Mägi Brändle hat eine Ausbildung zur Primarlehrerin absolviert. Ein Studium zur Übersetzerin abgeschlossen. Arbeitete in einem Verlag und als Dozentin für Sprache und Kommunikation. Sie hat bereits mehrere Bücher über Visualisierung mit zahlreichen eigenen Zeichnungen veröffentlicht.
Mehr über ihren Ansatz der Visualisierung: Über mich – visualisierbar
hep verlag
978-3-0355-2675-2 (ISBN)